11.04.2019
Sie war groß, sie war aufregend, aber war sie auch ein wirklicher Superlativ in Sachen Industrie 4.0? Mit 215.000 Besuchern konnte die Hannover Messe 2019 zumindest schon einmal keinen neuen Besucherrekord aufstellen. Aber sie konnte so viele internationale Teilnehmer verzeichnen, wie noch nie. Vielleicht ein Indiz dafür, dass die Aussteller und Besucher der eingestellten CeBit einen neuen Anlaufpunkt gefunden haben. Und dieser Anlaufpunkt ist für die Industrie der Richtige, wie Besucher-Befragungen der Deutschen Messe AG zeigen. 70 Prozent der Besucher waren Entscheider im Einkauf, 30 Prozent aus der ersten und zweiten Ebene. Da braucht es doch eigentlich nur noch die passende IoT-Lösung für den individuellen Bedarf.
5G als neuer Dreh- & Angelpunkt der Industrie 4.0
Während bei 4G noch alle über Netzabdeckung in ländlichen Gegenden und großflächigen Ausbau sprachen, verlagert sich der Fokus bei 5G deutlich auf die Industrie. Verständlich, schließlich bräuchte es für ein flächendeckendes Netz mit den angestrebten hohen Frequenzbereichen eine äußerst hohe Dichte an 5G-Sendern. Dass das in einem definierten Firmengelände wesentlich realistischer und effektiver ist als skaliert auf ein ganzes Land, hat die Hannover Messe in einer separaten 5G-Halle gezeigt.
Ausgangspunkt könnten künftig sogenannte Campus-Netze sein. Dabei handelt es sich um exklusive, lokale 5G-Netze, die nur auf einen vorher definierten Bereich – z.B. ein Unternehmen oder eine Produktionshalle – ausgerollt werden. All die Vorteile von 5G (von extrem niedrigen Latenzzeiten bis hin zum geringen Energieverbrauch) können dann lokal und gezielt für Hardware-Innovationen genutzt werden.
Ein Beispiel: Autonome Roboter könnten fest montierte Roboter ablösen. Die mobilen Assistenten interagieren via Sensorik, Echtzeit-Daten und 5G verzögerungsfrei mit ihrer Umgebung. So können sie den Werker unterstützen, Material zuliefern und flexibel in Produktionsprozessen interagieren. In einer perfekt durchintegrierten Industrie-Welt wären dann nicht einmal vorgeschriebene Routen oder Routinen nötig.
KI & Edge Computing in der Praxis
Mehr als 500 KI-Anwendungen präsentierte die Hannover Messe 2019 ihren Besuchern. Diese Entwicklung ist mehr als nur konsequent. Schließlich werden auch mehr und mehr Maschinen für die Industrie 4.0 gebaut oder gerüstet. Die unerschöpfliche Masse an Daten, die dadurch gesammelt wird, kann durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für Selbstoptimierung, Fehlerminimierung, vorausschauende Wartung und vieles mehr nutzbar gemacht werden.
Entsprechende Rechnerplattformen hatte zum Beispiel Siemens im Gepäck. Die Automatisierungs-Profis von Festo steuerten Lösungen für Edge-KI bei. Als anschaulichen Unterhaltungswert präsentierten sie einen Roboterarm zum Händeschütteln, der seine Handbewegungen durch maschinelles Lernen trainiert und optimiert. Die implementierte Software lässt den Roboter nachahmen, was seine Sensoren erfassen.
Ein Schlüssel-Element stellt das Edge Computing dar, das sich auf der Hannover Messe 2019 ebenfalls in vielen Entwicklungen wiederfand. Auch hierbei war die Konkurrenz rege. Dell, Siemens, Huawei, Cisco und viele andere Hardware-Hersteller brachten ihre Edge-Lösungen aufs Tapet. Als Zielpublikum stehen dabei auch die Mittelständler im Fokus: Durch Edge Computing eröffnet sich für KMU die Möglichkeit, Maschinen ohne Anbindung an eine größere Cloud in die Industrie 4.0 zu bringen. Maßgeschneiderte IoT-Hubs, produktionsspezifische Edge-Cloud-Lösungen und aktuelle Hardware-Entwicklungen wie z.B. dedizierte IoT-Schränke von Rittal liefern die nötige Grundlage und könnten den Grundstein für Edge-IoT im Mittelstand legen.
Digitale Assistenzsysteme & der Kampf um Losgröße 1
Neben den großen Buzzwords thematisierten Messe-Aussteller immer wieder “Losgröße 1”. Bei all den Trends und technologischen Fortschritten sollte die Sonderanfertigung zu Bedingungen einer Serienproduktion doch keine Hürde mehr sein. Ansätze dazu gab es jede Menge auf der Hannover Messe 2019 – für die verschiedensten Einsatzbereiche von Logistik bis Fertigung.
Ein Schritt in diese Richtung spiegelt sich im Einsatz moderner Assistenzsysteme wider, von denen ebenfalls eine ganze Bandbreite präsentiert wurden. Für viele Messebesucher gerade aus kleinen und mittelständischen Unternehmen sind solche Assistenzsysteme eine gute Möglichkeit, Produktionsprozesse mit geringem Aufwand und ohne großen Eingriff in bestehende Logiken zu optimieren. Daher müssen solche Systeme besonders genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten oder besonders leicht anpass- und individualisierbar sein.
Die iSAX hat sich mit seinem Werker-Assistenzsystem weasl als attraktiver Anbieter präsentiert und ein System vorgestellt, das besonders durch flexible Einsetzbarkeit, schnelle Anpassbarkeit und – passend zum 5G-Zeitgeist – durch arbeitsplatzungebundene Nutzung auf Tablet und Datenbrille hervorstach.
Autor: André Nimtz