Definition: Was ist eine Sichtprüfung?

Eine Sichtprüfung ist die optische beziehungsweise visuelle Kontrolle eines Produkts oder Bauteils auf Fehler oder Mängel. Durchgeführt wird sie von qualifiziertem und im Idealfall zertifiziertem Personal, das über die entsprechenden nachgewiesenen Sehfähigkeiten (Nahsehfähigkeit, Farbsehvermögen, etc.) verfügt.

Als zerstörungsfreies Prüfverfahren ist die Sichtprüfung in der DIN EN 13018 (Allgemeine Grundlagen der Sichtprüfung) genormt. Auch eine offizielle Abkürzung gibt es: Sie lautet VT (visual testing) und stammt aus der ISO 9712.

Als alternative Begriffe für die Sichtprüfung begegnen Ihnen in der Praxis gern auch einmal die Sichtkontrolle, die visuelle Prüfung, der Sichttest oder die VT- beziehungsweise VT2-Prüfung.

Welche Arten von Sichtprüfung gibt es?

Grundlegend unterschieden werden die direkte und die indirekte Sichtprüfung.

Die direkte Sichtprüfung ist eine Prüfung, bei der der Strahlengang zwischen der Prüffläche und dem Auge des Prüfenden nicht unterbrochen wird. Darüber hinaus wird die direkte Sichtprüfung unterteilt in

  • die Prüfung ohne Hilfsmittel (auch „unbewaffnetes Auge“ genannt), wobei wirklich ausschließlich mit dem bloßen Auge geprüft wird
  • die Prüfung mit Hilfsmitteln, bei der zum Beispiel eine Lupe, ein Spiegel, ein Mikroskop oder eine Taschenlampe zu Hilfe genommen wird.

Im Gegensatz zur direkten Sichtprüfung wird der Strahlengang bei der indirekten Sichtprüfung zwischen Prüffläche und Auge des Prüfenden unterbrochen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn mit Hilfe einer Kamera geprüft wird.

Welche Vorteile bringt die Sichtprüfung?

Ein großer Vorteil der Sichtprüfung ist es, dass die Umsetzungshürden vergleichsweise gering sind. Durch eine einfache Sichtkontrolle mit dem bloßen Auge ist bereits eine hohe Fehlererkennungsrate möglich.

Ein weiterer Vorteil: Sie haben einen recht geringen Bedarf an Hilfsmitteln. Prinzipiell reicht für viele Szenarien bereits das Auge des Prüfenden. Durch diese niedrige Hürde eignet sich die Sichtprüfung ideal für Stichproben.

Sichtprüfungen sind zudem Bestandteil zahlreicher Normen. Nutzen Sie sie, ergibt sich damit  automatisch zumindest eine teilweise Normenkonformität.

Ein weiterer großer Vorteil ist es, dass Sie zerstörungsfrei vorgehen. Sie müssen nicht in das Produkt eingreifen. Sie prüfen, was Sie sehen können.

Nutzen Sie weiterführende Technologien wie Kameras und digitale Analysetools, haben Sie zudem die Möglichkeit, Fehler automatisch zu dokumentieren, präzise Fehlerbeurteilungen zu erstellen und erfasste Daten für spätere Analysen und Optimierungen zu nutzen.

Welche Nachteile hat die Sichtprüfung?

Wo Licht ist, da ist auch Schatten und der kann bei einer Sichtprüfung tatsächlich das Ergebnis verfälschen. Generell hat sie den großen Nachteil, dass sie von vielen „Umgebungsbedingungen“ abhängig ist. Nicht jeder Prüfende liefert die gleichen Ergebnisse, wechselnde Lichtverhältnisse, Konzentrationsschwankungen und Ermüdung können die Resultate beeinträchtigen. Das kann im schlimmsten Fall doch wieder zu Fehlern führen.

Entscheiden Sie sich für eine technisch unterstützte Sichtprüfung, müssen Sie anfänglich mit höheren Kosten für Kameras und Analysesoftware rechnen.

Welche typischen Mängel können damit aufgedeckt werden?

Eine Sichtprüfung kann all jede Mängel aufdecken, die mit dem Auge auszumachen sind. Dazu können gehören:

  • Kratzer
  • Risse
  • Schmutz
  • Montagefehler
  • Gratbildung
  • Farbänderungen
  • Rauheiten

Allerdings können Sie nicht in die Bauteile hineinsehen, Sie bleiben in gewissem Sinne an der Oberfläche.

Welche Sonderformen gibt es?

Jenseits der Prüfung mit bloßem Auge haben sich weitere Verfahren etabliert, mit denen fortschrittliche Sichtkontrollen durchgeführt werden können. Dazu gehören:

automatische optische Inspektion (AOI)

Hierbei werden Kamerasysteme eingesetzt, um Fehler oder Mängel schnell und zuverlässig zu erkennen.

Triangulation

Das ist ein Verfahren zur Bestimmung der genauen 3D-Position oder Geometrie eines Objekts durch Messung von Lichtstrahlenwinkeln.

Photogrammetrie

Bei dieser Methode werden Messdaten durch Analyse von Fotos oder Bildsequenzen erfasst und ausgewertet, um daraufhin 3D-Modelle zu erstellen.

Phasenlaufzeitmessung

Dieses Messverfahren nutzt die Zeitverzögerung von Lichtphasen, um Entfernungen oder Oberflächenstrukturen zu analysieren.

Interferometrie

Dabei handelt es sich um eine hochpräzise Technik, die die Überlagerung von Lichtwellen nutzt, um Oberflächenveränderungen oder Deformationen zu messen.

Welche Ziele hat eine Sichtprüfung?

Ziel einer Sichtprüfung ist es, sicherheitsrelevante Beschädigungen frühzeitig zu erkennen. Dadurch soll der Umfang nachgelagerter Prüfungen – z.B. durch Messtechnik – reduziert werden.

Der Schlüssel zu erfolgreichen Sichtprüfungen

Für eine Sichtprüfung muss der Prüfende wissen, was zu prüfen ist, was Gutteile und Schlechtteile ausmacht und welche Kriterien ausschlaggebend sind. Geben Sie ihm ein Tool an die Hand, das ihm genau diese Informationen zuverlässig liefert – und die Ergebnisse gleich auch noch dokumentiert. Ein Tool wie weasl.

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