Definition: Was bedeutet eigentlich Rückverfolgbarkeit (Traceability)?

Rückverfolgbarkeit – oder englisch Traceability – beschreibt in der Produktionswirtschaft die Möglichkeit, Lebensmittel oder auch Handelswaren allgemein entlang der Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen (zurück)verfolgen zu können.

Dadurch soll nachvollziehbar gemacht werden, wann, wo und durch wen ein Produkt

  • erlangt
  • produziert
  • verarbeitet
  • gelagert
  • transportiert
  • genutzt oder
  • entsorgt bzw. recycelt wurde.

In der minimalen Ausprägung gibt die Rückverfolgbarkeit Auskunft darüber, wer der Lieferant und wer der unmittelbare Abnehmer eines Produkts ist.

Andere, im Deutschen geläufige Begriffe für Rückverfolgbarkeit sind Rückverfolgung, Chargenrückverfolgung, Produktrückverfolgbarkeit, Traceability oder auch Tracking und Tracing.

Welche Arten von Rückverfolgbarkeit gibt es?

Grundlegend werden zwei Arten von Rückverfolgbarkeit (Traceability) unterschieden: das Downstream Tracing und das Upstream Tracing.

Downstream Tracing bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie stromabwärts gerichtete Nachverfolgung, also wird hier der „Produktstrom“ von der Quelle (dem Erzeuger) bis zum Verbraucher betrachtet. Die Initiative liegt hier beim Hersteller: Er verfolgt seine Produkte von der Lieferkette bis zum Verbraucher. Treten Mängel zutage, kann der Hersteller die Produkte vom Verbraucher zurückrufen. Fällt das Produkt unter Garantierichtlinien, muss auch der konkrete Einsatz des Produktes rückverfolgbar sein.

Im Gegensatz dazu beginnt das Upstream Tracing – also die stromaufwärts gerichtete Nachverfolgung – beim Verbraucher und endet beim Erzeuger. Finden Konsumenten zum Beispiel Schadstoffe oder andere Mängel an einem Produkt, informieren sie den Hersteller, der daraufhin das betroffene Produkt zurückrufen kann.

Welche Vorteile bietet die Rückverfolgbarkeit?

Ist ein Produkt konsequent rückverfolgbar, sind die einzelnen Stufen seines Lebenszyklus transparent. So wissen Sie zum Beispiel immer, wo Ihre eingekauften Komponenten und Rohstoffe herkommen und welche Qualität sie haben. Allein das ist bereits ein massiver Vorteil. Jenseits davon ermöglicht die Rückverfolgbarkeit:

  • die Schaffung wesentlicher Grundlagen für die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001, die Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit fordert.
  • die genaue Zurückverfolgung von Produkten im Falle einer Kundenreklamation. So müssen nicht alle Produkte zurückgerufen werden, die mit dem reklamierten Produkt im Zusammenhang stehen, sondern nur die wirklich betroffenen Produkte.
  • Kosteneinsparungen, da der zeitliche und finanzielle Verlust bei Reklamationen und Rückrufen geringer ausfällt.
  • eine detaillierte Ursachenanalyse im Reklamationsfall, was wiederum der Optimierung Ihrer Lieferkette oder Ihrer Produktion dienlich ist. Ein Beispiel: Stellen Sie auf Basis einer Reklamation fest, dass die genutzten Rohstoffe minderwertig sind, können Sie für die Zukunft zu einem „besseren“ Lieferanten wechseln.
  • einen besseren Verbraucherschutz, weil auch Ihre Kunden von der Transparenz Ihrer Produkte profitieren.
  • die Schaffung der Grundlagen für den digitalen Produktpass.

Wie funktioniert Rückverfolgbarkeit (Traceability)?

Grundlegend setzt sich Rückverfolgbarkeit aus zwei Elementen zusammen: Sie benötigen zum einen einen zentralen Datenspeicher und zum anderen eine Zugriffsmöglichkeit auf diese Daten.

Für die Speicherung der Daten bietet sich ein digitales System mit expliziten Tracking-und-Tracing-Funktionen an. Das kann zum Beispiel ein ERP, ein Warenwirtschaftssystem oder ein MES sein.

Durch die Kennzeichnung von Teilen und Komponenten oder aber des gesamten Produktes auf der Verpackung kann der Bezug vom Produkt zum abliegenden Datensatz hergestellt werden. Solche Kennzeichnungen können z.B. QR Codes, Chargennummern, Losnummern, Seriennummern und Artikelnummern sein. Auch das Mindesthaltbarkeitsdatum, das Herstellungsdatum und die Produktbeschreibung sind Informationsträger für die Rückverfolgbarkeit eines Produktes.

Rückverfolgbarkeit

Rückverfolgbarkeit – mehr als nur ein „Nice to have“

Auch wenn es noch nicht in allen Branchen so ist: Die Rückverfolgbarkeit von Produkten ist in einigen Bereichen bereits heute Pflicht.

So zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie. Seit 01.01.2005 gilt die Verordnung (EG) Nr. 178/2022 für Lebensmittel, die verlangt, dass alle Unternehmen der Lebensmittelkette nachverfolgen müssen, woher die Ware kommt und wohin sie geliefert wird.

Auch in der Automobilindustrie hat die Rückverfolgbarkeit einen immensen Stellenwert – mehr noch, eine lückenlose Traceability über die gesamte Lieferkette hinweg ist Pflicht. Autohersteller sind wahrscheinlich das Paradebeispiel für ein Downstream Tracing. In der Automobilindustrie gelten zum Beispiel die Qualitätsmanagementnorm für Lieferanten ISO/TS 16949, die internationale Norm für die funktionale Sicherheit von Automobilen ISO 26262 oder das Geräte- und Produktsicherheitsgesetz, das Rückrufe regelt.

Und auch wenn Ihre Branche noch keine entsprechenden Verordnungen erfüllen muss, so bringt die Rückverfolgbarkeit doch deutliche Vorteile für Sie und Ihre Kunden – sie schafft Transparenz, Vertrauen und im Zweifel sogar Wettbewerbsvorteile.

Was ist das Ziel der Rückverfolgbarkeit?

Das oberste Ziel der Rückverfolgbarkeit ist die Gewährleistung der Sicherheit für Verbraucher und Hersteller. Sie ermöglicht die Untersuchung der Ursachen von Vorfällen und kann somit dazu beitragen, ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Durch eine genaue Betrachtung der transparenten Daten ist eine schnelle Schadensbegrenzung möglich – zum Beispiel, indem Verbraucher zeitnah informiert werden.

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